Der Heim-Weltcup in der Schweiz ist – wie jedes Jahr – ein absolutes Highlight der OL-Saison. Bereits in der Vorbereitung spüre ich jeweils eine grosse Vorfreude und Motivation. Der Heimvorteil will ja schliesslich ausgenützt werden! So heisst es dann auch an den Wettkampftagen Vollgas geben und den zahlreichen Zuschauern eine gute Show bieten. So oft haben wir OL-Läufer nicht die Chance, unsere coole Sportart live am Schweizer Fernsehen präsentieren zu können!
Mitteldistanz
Los ging der Weltcup-Spass mit der Mitteldistanz im neu kartierten Gelände „Stürmenchopf“ oberhalb von Laufen. Eine Mischung aus Mittellandwald, tschechischem Sandsteingelände und Jurafeeling erwartete uns Läufer. Ich versuchte von Beginn weg wenn immer möglich Gas zu geben, aber bei den Posten wenn nötig etwas abzubremsen, um sie von einem klaren Punkt aus und präzise mit dem Kompass anzulaufen. Ich konnte meinen Plan – mit Ausnahme des 13. Postens – super umsetzen und war vom Start bis ins Ziel bei den schnellsten Läuferinnen mit dabei. So konnte man mich – im Ziel angekommen – 40 Minuten lang auf dem Leaderchair bestaunen. Ich durfte dabei ganz oft in die TV-Kamera winken und lächeln, juhuii! J Am Ende reichte es für den 8. Platz, womit ich natürlich sehr zufrieden war!
Knock-out Sprint
Der Knock-out Sprint wird nächstes Jahr in Dänemark als neue WM-Disziplin eingeführt und es macht deshalb Sinn, dieses Format auch vorher im Weltcup möglichst oft zu testen. Der Knock-out Sprint ist immer für Überraschungen gut und aufgrund der kurzen Laufzeiten, der hohen Lauftempi und des ständigen Gegnerkontaktes kommt es auf jedes Detail an. Auch auf Details, die man als Organisator (und teilweise auch als Läufer) gar nicht kontrollieren kann. Darüber, ob unser Sport auf diese neue Disziplin angewiesen ist und ob sie einer WM-Disziplin würdig ist, kann man diskutieren. Aber wenn man den Knock-out Sprint als OL-Spielform ansieht und nicht als den grössten Ernst des Lebens, macht es durchaus grossen Spass! Und am Ende gewinnen dann meistens doch diejenigen, die nicht auf das Wettkampfglück angewiesen sind.
Item, zurück zu meinem Knock-out Tag: Gleich wie letztes Jahr anlässlich des Weltcupfinals in Tschechien erwischte es mich leider bereits im Viertelfinal. Anders als letztes Jahr rannte ich aber aufgrund eines Fehlers zum 2. Posten meinen fünf Kontrahentinnen bereits von Beginn weg hinten nach und knockte mich nicht wie in Prag vor dem letzten Posten mit einer Platzwunde am Kopf wortwörtlich selber aus. Ich war im Ziel dieses Viertelfinals sehr verärgert über meinen Bock, wäre doch eine Halbfinalqualifikation – auch aufgrund meiner erfreulichen läuferischen Verfassung – gut möglich gewesen. So konnte ich die spannenden Halbfinal- und Finalrennen dafür als Schweizer Fan mitverfolgen und ein bisschen Kräfte schonen für den Einzelsprint vom nächsten und letzten Tag dieses Weltcupblocks.
Sprint
Ich freute mich sehr auf das Sprintrennen in und rund um die Altstadt von Laufen und schoss dann prompt wie der Blitz von der Startrampe. Wohl etwas zu schnell, wie ich Nachhinein feststellen musste. Bis zum dritten Posten lief noch alles super, aber dann unterlief mir zum 4. Posten ein riesiger Parallelfehler, der mich sagenhafte 70 Sekunden kostete, was im Sprint einer Ewigkeit entspricht. Beim vierten Posten lag ich also mit 50 Sekunden Rückstand auf die zweitletzte Läuferin und auf dem letzten Zwischenrang… Einfach aufgeben war vor all den vielen Schweizer Fans aber keine Option und ich kämpfte mich mit einem technisch wirklich sauberen und schnellen Lauf nochmals bis auf den 27. Rang nach vorne. Naja, nicht was ich mir erhofft hatte! An den Sprintroutinen gibt es also noch einiges zu feilen, wenn ich nächstes Jahr um die Sprint-WM-Startplätze ein ernsthaftes Wörtchen mitreden will!
Ausblick: Saisonfinale in China
Zunächst geht es aber noch ab in den chinesischen «Busch», wo mein fünfter und letzter Saison-Peak ansteht. An den Military World Games (CISM) in Wuhan möchte ich über die Mittel- und die Langdistanz sowie mit der Staffel um die Medaillen mitreden, das wie 2016 in Brasilien, wo ich eine goldene über die Langdistanz gewinnen konnte. Danach steht noch das Weltcupfinale im Raum Hongkong auf dem Programm. Hier warten ungewohnte Abenteuer über die Mitteldistanz, in einer Sprintstaffel und zum Schluss in einem Einzelsprint auf mich.
Fotos: Kurt Ruedisueli, Christian Aebersold, Rémy Steinegger, Diego Baratti, IOF, Lukas Jenzer
Heim-Weltcup in Laufen
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